ein Augenblick im Advent #05

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Viele wünschen sich eine besinnliche, eine ruhige Adventszeit.

Aber dann ist es wieder pausenloser Stress.

Wie schaffen wir es, mal Pause zu machen und zur Ruhe zu kommen?

Über diese Kunst, richtig auszuruhen, habe ich vor ein paar Wochen bei puls gesprochen.

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Das Gesagte, habe ich nachher noch einmal auf dem puls-Blog zusammengefasst. Dabei geht es um folgende Aspekte:

• Leben ohne Ruhe
• Die Bedeutung der Ruhe
• Momente der Ruhe
• Ein Tag der Ruhe
• Bewusste Ruhe    

Wenn dich das interessiert, empfehle ich dir, hier weiterzulesen.

Geistliche Übungen: Schlaf

John Ortberg im Buch “Das Leben, nach dem du dich sehnst“, es geht um geistliche Übungen:

Vielleicht ist es das Geistlichste, was Sie jetzt gerade machen können, diese Buch aus der Hand zu legen und eine Runde zu schlafen.

Diese Erkenntnis hatte ich vor ein paar Jahren auch mal in einem Christus-Treff-Gottesdienst. Es war nicht so direkt das Thema, aber ich erkannte, dass ich ausgeschlafener sein sollte, um fröhlich durch den Tag zu gehen und anderen Menschen freundlich und liebevoll begegnen zu können.
Also: Vielleicht ist es das Geistlichste, was du jetzt gerade machen könntest, dieses Blog aus dem Browser zu klicken und eine Runde zu schlafen.

Calexico über Johnny Cashs Gospel

In der aktuellen Spex werden der guten amerikanischen Band Calexico (Links zu vielen kostenlosen MP3s von Calexico) einige Songs vorgespielt, zu denen sie etwas sagen sollen. Besonders spannend finde ich, was sie zu “I Saw A Man” von Johnny Cash sagen:

Max Dax (Spex): Dies ist ein früher, gottesfürchtiger Gospelsong von Johnny Cash.

Joey Burns (Calexico): An Johnny Cashs Gospelsongs bewundere ich am meisten, dass er ihre dunkle Seite betont. Er weiß, dass diese dunkle Seite eine große Kraft hat, sehr mächtig ist, jeden von uns infiltrieren kann. Genau genommen ist dies die Wahl die der Mensch hat: Lass ich mich verleiten – oder folge ich dem rechten Pfad? Wir sollten alle jeden Tag einen Gospel von Johnny Cash hören. Zur Erinnerung an die Verfehlungen, die uns erwarten.

Max Dax: Warum hören wir Wahrheit in Cash?

John Convertino (Calexico): Weil sich in seiner Stimme kein Moment der Falschheit und der Anmaßung findet. Er ist durch sein bedingungsloses Vertrauen geerdet – in Gott, in Jesus.

Joey Burns: Seine Stimme kennt die Sünden. Man hört sie in seiner belegten Stimme. Das fasziniert uns. Johnny Cash hat die Macht seiner Stimme bekanntlich erkannt – und sang für die Verzweifelten und Eingekerkerten. In Amerika sagen wir: the secular and the sacred. Cash stand knietief in beidem.

John Convertino: Er hat keiner Versuchung widerstanden. Er hat die Freuden des Lebens ausgeschöpft wie kein Zweiter. Das macht sein Vertrauen in Gott, das ich in seiner Stimme höre, umso faszinierender. Es freut mich, diese Hymne zu hören, denn ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Wir haben weiße Gospelmusik dieser Art in der Familie gesungen. Europäer verstehen so etwas oft nicht, aber die Musik, die du als Kind singst, vergisst du dein Leben lang nicht.

Joey Burns: Man darf nicht vergessen: So einen Song kriegt doch heute keiner mehr hin!


Und damit schöne Grüße an dermob, dessen Blog ich sehr vermisse.

Die Charta der Jesus Freaks

Vorgestern Abend habe ich dann doch mal die komplette Charta der Jesus Freaks gelesen. Die Jesus Freaks hatten die letzten drei(?) Jahre eine echt schwierige Zeit, viele Konflikte etc., aber auch das Konzil. Durch einen langen Prozess in dem alle Freaks mitreden konnten, entstand nun als “Endprodukt” die Charta der Jesus Freaks Deutschland.

Ich muss sagen, die Charta fasziniert mich. Das Team hat es wirklich geschafft, einen Text zu schreiben, der klar Glauben, Werte und Visionen der Freaks ausdrückt und zu dem alle Freak-Gemeinden ja sagen können, ohne dass es schwammig wird. Und das ganze “nicht auf Kompromiss-, sondern auf Wunderbasis”.

Die komplette Charta kann man auf dem News-Blog runterladen.

Hier noch ein Ausschnitt, der auch fürs Freakstock dieses Jahr irgendwie programmatisch war:

Gottes Liebe als Basis von Einheit und Vielfalt

„Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott in ihm.“ 1. Joh. 4,16b

Was uns zusammenhält sind weder gleiche Lebens- und Musikstile, noch gemeinsame theologische Lehrmeinungen. Uns verbindet die erlebte Liebe unseres genialen Gottes. Er demonstriert an einem Haufen völlig unterschiedlicher Freaks, dass ER durch Ergänzung Einheit in gigantischer Vielfalt schaffen kann – nicht auf Kompromiss-, sondern auf Wunderbasis.

Wir sind überzeugt davon, dass der Jesus, der uns errettet hat, größer ist als unsere konkurrenzgeprägte Welt, in der Individualität oft gegen Gemeinschaft ausgespielt wird. Dies kann und will Jesus heilen und seinen Leib in Einheit und Vielfalt wiederherstellen. Wir fühlen uns von Gott genau in dieses Spannungsfeld zwischen sich scheinbar ausschließender Andersartigkeit und genialer Ergänzung gestellt. Wir sind dankbar, dass Jesus selber mit uns gemeinsam auf dem Weg ist, dass wir aus ihm und seiner Liebe leben und von ihm lernen dürfen.

Gefreut hat mich auch, dass der Einsatz für soziale Gerechtigkeit auch ein wichtiger Punkt der Charta ist.

Marburger Institut für Religion und Psychotherapie

Heute startete das neugegründete Marburger Institut für Religion und Psychotherapie mit einem Eröffnungssymposium. Nach einführenden Worten und Grußworten von Norbert Schmidt, Heinzpeter Hempelmann und Harry Wollmann folgten Vorträge von Holger Eschmann (Theologisches Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche, Reutlingen – Bücher von Eschmann) und Michael Utsch (Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin – Bücher von Utsch).

Eschmann sprach vormittags zum Thema “Wie hältst Du’s mit der Psychotherapie?“, es ging um das Verhältnis von Seelsorge und Psychotherapie. Noch spannender fand ich persönlich den Vortrag am Nachmittag von Utsch: “Wie Psychologie glauben hilft – Psychologische Empfehlungen zur Vertiefung der Gottesbeziehung”.
Hier einige Notizen dazu (teilweise sind es Zitate aus seiner Powerpoint):

  • Das Ziel einer Umformung des inneren Menschen im Sinne wachsender Christusfrömmigkeit ist eindeutig: Das Herz / die Seele pflegen -> therapeutische Theologie
  • Nicht die positiven Wirkungen des Glaubens stehen im Zentrum (funktionale Vereinnahmung), sondern das Sich-Öffnen der Seele für die verborgene Gegenwart Gottes. Dort geschieht allmählich die Umformung des inneren Menschen.
  • Es gibt viele Beispiele christlicher Seelenpflege in der Kirchengeschichte: Bei den Wüstenvätern, Herzensgebet, Tersteegen, charismatische Anstöße etc.
  • Theologie gibt der Psychologie gute Impulse: Herzensgebet/Kontemplation reduziert Stress, Vergebungsforschung, Vertrauen satt Angst etc.
  • Dabei macht Glaube nicht automatisch glücklich: Auf Qualität der Gottesbeziehung kommt es an. – Glaube kann missbraucht werden.
  • Ein positiver, persönlich adaptierter Glaube setzt Kräfte frei, die über Placebo-Wirkung hinausgehen.
  • Wenn es ein erfahrungsmäßiges Wahrnehmen der Gegenwart Gottes gibt (Mittelalter) und der Christ ein Erfahrender/Mystiker ist (Rahner), kann heute die Psychologie dazu beitragen, den individuellen Glauben zu vertiefen.
  • 3 Wege der Gotteserkenntnis: In Natur, in Bibel und in eigener Erfahrung
  • Die Psychologie wäre ohne die erfahrungsarme Theologie nicht so erfolgreich geworden
  • Die Psychologisierung des Glaubens hat die Bedeutung von “Spiritualität” verzerrt Eigentlich geht es bei Spiritualität darum, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden.
  • Probleme bei” Spritualität”: Selbstmystik statt Christusmystik, Sakralisierung der Psyche etc.
  • Psychologisierende Deutungen rechtfertigen das eigene Selbst: Schuld wird “wegpsychologisiert” etc.
  • Aber Psychologie kann glauben helfen!
  • Glaube ? Placebo-Effekt, sondern Beziehungsweise (glauben an, vertrauen auf).
  • Glaube ist leicht verführbar
  • Glaube als Beziehungsweise: Vielfalt der Beziehungsstile akzeptieren (Persönlichkeitstyp hängt oft mit dem Glaubensstil zusammen) etc.
  • Psychologie hilft glauben: Echtheitsprüfung: Durchdringt Glaube das Leben? – Gefühle und Unbewusstes besser verstehen – Arbeit an den Wurzelsünden (Geistliche Begleitung) – Seelische Gottesbilder entlarven & verabschieden
  • Glaube benötigt Gemeinschaft: Gesprächskultur der Innerlichkeit entwickeln: über Gottesbilder, Zweifel etc. sprechen
  • Wahrnehmung schulen: Aufmerksamkeit für die größere Wirklichkeit Gottes, Umformung des inneren Menschen etc.
  • Thesen: Psychologische und theologische Aspekte helfen bei der “Umformung des Menschen”
  • Am Ende noch ein Zitat von Ricarda Huch: “Alles Menschliche will Dauer, Gott will Veränderung”