Unter den vielen spannenden und in ihrer Vielfalt lesenswerten Berichten aus Greifswald sticht besonders die Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen einem Evangelikalen und einem Emergenten bei Simon unter dem Titel ein Highlight aus Greifswald heraus. Dieses Gespräch zeigt, wie unterschiedlich manche Vorstellungen von Gemeinde und Evangelisation sein können.
Hier ein Ausschnitt:
E: Nochmal zu eurem Cafe. Also für mich klingt das so, als ob ihr das Cafe macht, aber ganz bewusst erst einmal nichts über euren Glauben erzählt, weil die Leute sonst abgeschreckt wären, aber wenn sie euch dann fragen, dann führt ihr sie schon dahin, dass sie zu einer Lebenswende kommen.
D: So ungefähr, ja.
E: Irgendwie ist mir das alles zu schwammig.
D: Stimmt ja ist ja auch ganz bewusst so. Vielleicht kann man das so ähnlich sagen, wie der Hempelmann gestern in seinem Vortrag, dass wir einfach die Präsenz Gottes dort an dem Ort leben wollen.
E: (wieder zunehmend verwirrt): Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Funktion von dem Cafe in eurer Gemeindestrategie immer noch nicht richtig verstanden hab. Offenbar ist es für euch nicht wirklich ein evangelistisches Werkzeug, wenn es auch gar nicht so oft zu Glaubensgesprächen kommt?
D: Da hast du Recht – als ein Werkzeug sehen wir es eigentlich nicht.
(Lest doch auch den Rest des Gesprächs und die Diskussion in den Kommentaren.)
Dazu passt sehr gut das Kapitel Warum wir eine Theologie des Alltags brauchen von Gofi Müller in ZeitGeist. Gofi schreibt darüber wie unsere Gesellschaft und auch unsere Gemeinden immer mehr durch wirtschaftliche Gedanken geprägt sind. Gofi macht drei Vorschläge, wie wir heute unseren Glauben relevant leben könnten:
gelebte Liebe gegenüber jedem, im Alltag gelebter Gottesdienst, anhaltendes Gebet
[ZeitGeist, 136]
Dazu schreibt er dann noch:
Mein Verdacht ist, dass diese drei Aspekte eines jesus-mäßigen Lebens einen entscheidenden Nachteil haben: Sie sind in ihrer Effizienz, ihrer Nachhaltigkeit (oder welchen Begriff wir auch immer aus dem Bereich der Wirtschaft borgen wollen) nicht nachvollziehbar. Wir haben nichts zu prahlen. Es ist uns letztlich nicht klar, was wir eigentlich bewirken. Es stehen am Ende keine Zahlen, keine Zuwächse, keine Erfolge. Nur Gott allein weiß, was wir durch unser Verhalten ausgelöst haben. Und das ist uns unangenehm.
[ZeitGeist, 137]
Nachvollziehbarkeit. Das ist glaube ich eins der Hindernisse, das das Verstehen der emergenten Gedanken und vor allem des Handels schwierig macht. Die deutsche Gemeindelandschaft ist von nachvollziehbaren (Mitglieds-)Statistiken (und wie viel Leute besuchen euren Gottesdienst?), konkreten 7-Schritte-Plänen, überprüfbaren Qualitätsmerkmalen etc. geprägt. Und dann kommen plötzlich Leute, die einfach so ein Cafe machen, ohne das dies eine klare Funktion in der Gemeindestrategie hat. Ist das noch nachvollziehbar?
Ist unser Glaube nachvollziehbar? Ist Gottes Handeln nachvollziehbar?
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