Kirchengeschichte lernen

Die letzten Tage habe ich viel zusammen mit Michael Kirchengeschichte gelernt. Morgen schreiben wir eine Prüfung über die Zeit von 1650 bis heute.
Ein Ergebnis des Lernens seht ihr auf dem Foto.
Ein anderes Ergebnis ist, dass ich mal wieder erkannt habe, wie sehr vieles was für uns heute „normal“ „christlich“ ist, in dieser Zeit entstanden ist. Darüber habe ich vor ein paar Wochen schon einmal geschrieben, siehe: Gemeinde und Glaube – Kultur und Welt.

Eine andere Beobachtung ist, dass die „erfolgreichen“ Bewegungen jeweils auf die gerade aktuellen Sehnsüchte/Gedanken der Menschen (bewusst oder unbewusst) eingingen. Und dass das Nichtbeachten der gerade aktuellen Kultur eine Abwärtsbewegung bedeutete.
Oft wurde revolutionär Neues geschaffen, was den neuen Bedürfnissen, der aktuellen Zeit entsprach.

Noch ein Gedanke: Hat unsere Zeit nicht Ähnlichkeiten mit der Zeit der Romantik? Nach der die Erweckungsbewegung und auch Schleiermacher groß wurde?
(Karl hat sich dazu schon vor längerer Zeit Gedanken gemacht)

Die Frage ist: Was lernen wir aus der vergangenen Kirchengeschichte für die zukünftige Kirchengeschichte?

Ein Glaubensbekenntnis

Ich glaube an einen Gott,
der komplex ist,
der kontrovers ist,
der paradox ist,
einen Gott,
der anders ist,
anders als ich ihn denke,
aber auch anders als du ihn denkst.

Ich glaube an einen Gott,
der da ist, der nah ist,
der spürbar erfahrbar ist,
der aber unbegreif- und ungreifbar ist,
einen Gott,
der einem Zufälle zufallen lässt,
einen Gott,
der handelt und eingreift,
und trotzdem ungreifbar bleibt.

Ich glaube an einen Gott,
auf den alles weist,
der aber nicht beweisbar ist,
und es auch noch nie sein wollte,
einen Gott,
der zu mir spricht und sich mir zeigt,
für den ich aber meistens taub und blind bin,
einen Gott,
der mich will und den ich will,
den ich aber so oft verpasse.

Ich glaube,
dass ‚ein Gott‘ ‚mein Gott‘ ist
und dass ‚dieser Gott‘ ‚der Gott‘ ist.
Ich glaube an einen Gott.
Ich glaube an meinen Gott.
Ich glaube an den Gott.
Ich glaube an Gott.

Dem unbekannten Gott

Zwei Drittel der Deutschen glauben an Gott. Die meisten davon können aber nicht genau sagen, wer oder was dieser Gott denn (für sie) ist. Mit dem, was sie vom christlichen/kirchlichen Gott wissen, können sie wenig anfangen…

In der Losung von heute sagt Paulus:

Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben:
Dem unbekannten Gott.
Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

(Apostelgeschichte 17,23)

Der Gott, an den heute viele glauben, ist ihnen auch ein unbekannter Gott.
Unsere Aufgabe ist es nun, ihnen und uns selbst (ist Gott nicht mir auch immer wieder unbekannt?) neu zu verkündigen, an wen sie unwissend glauben.

Babel

Da ich 2006 kein einziges Mal im Kino war, starte ich dieses Jahr mal mit einem Kino-Besuch: Babel

Da ich zurzeit eine Exegese zu Genesis 11,1-9 schreiben muss, habe ich mir heute den dazu passenden Film angesehen: Babel

Da ich schon Amores perros und 21 Grams im Kino gesehen habe und mochte, habe ich mir nur das Ende der „Trilogie“ angesehen: Babel

Zwei Zitate des Regisseurs Alejandro González Iñárritu zum Film:

Spiegel Online: Glauben Sie an das Schicksal?
Iñárritu: Ja, durchaus. Der beste Drehbuchautor heißt Gott.

Die Moral von der Geschichte ist: Egal, wie weit entfernt wir voneinander leben, im Grunde sind wir uns doch alle sehr ähnlich. Ob du nun arm oder reich, Muslem oder Jude bist – was ich in „Babel“ entdeckt habe, ist, dass wir alle diesen Schmerz, diese Verletzlichkeit gemein haben. Es geht darum, Brücken zu bauen. Zu sehen, was uns verbindet; nicht, was uns voneinander unterscheidet.

(taz)

ein Neues

Gott spricht:
Siehe, ich will ein Neues schaffen,
jetzt wächst es auf,
erkennt ihr’s denn nicht?

Auch wenn die diesjährige Jahreslosung wie so oft aus dem Zusammenhang gerissen ist, gefällt sie mir doch recht gut. Sie schenkt Hoffnung und Mut für das neue Jahr.
Gott ist der Schöpfer, aber die Schöpfung hat nicht vor 6 Milliarden bzw. 6.000 Jahren aufgehört. Gott ist immer noch Schöpfer. Die Schöpfung geht weiter. Er schafft immer wieder Neues. Auch dieses Jahr. Und er hat die letzten Jahre immer wieder Neues geschaffen – was jetzt aufwächst. In dieser Welt, in unserem Land, in meinem Leben und meinem Umfeld. Und genauso bei dir. Erkennst du’s?

Eben las ich Lukas 1,26-38 (via). Maria hört, dass Gott etwas Neues (in ihr) schaffen will. Sie wundert sich, wie das möglich sein soll. Der Engel antwortet ihr:

For nothing is impossible with God.
Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.

Das gilt auch 2007 noch. Nichts ist unmöglich für Gott. Er kann Neues schaffen, wo wir nicht (mehr) daran glauben, wo wir die Hoffnung aufgegeben haben. In unserer Welt, in unserem Leben.
Also, auf ein Neues!

(Ach so, auch anderen gefällt die Jahreslosung…)

Bonhoeffer: Erlösungsreligion

Wie gesagt fasziniert mich gerade Bonhoeffer. Ich habe am Wochenende einfach mal durch Widerstand und Ergebung geblättert und bin bei einem Brief vom 27.6.1944 hängengeblieben. Dort schreibt Bonhoeffer über das Alte Testament und das Christentum als Erlösungsreligion (passend zu meinen Gedanken über Erlösung).
Für ihn ist es klar, dass der Glaube im AT keine Erlösungsreligion ist, es wird vielmehr die diesseitige Geschichte Gottes mit Israel beschrieben. Und auch durch das Christentum wird für Bonhoeffer das Schwergewicht nicht ins Jenseits verschoben, auch das NT verweise auf das Diesseits. Bonhoeffer schreibt:

Der Christ hat nicht wie die Gläubigen der Erlösungsmythen aus den irdischen Aufgaben und Schwierigkeiten immer noch eine letzte Ausflucht ins Ewige, sondern er muß das irdische Leben wie Christus … ganz auskosten und nur indem er das tut, ist der Gekreuzigte und Auferstandene bei ihm und ist er mit Christus gekreuzigt und auferstanden. Das Diesseits darf nicht vorzeitig aufgehoben werden.

Aussagen wie „auf das Leben hier kommt es ja nicht an“, „es geht ja erst nach dem Tod richtig los“, „das Leben ist nur eine Übung für die Ewigkeit“ gefallen mir schon länger nicht. Ich glaube, dass unser Leben hier auf dieser Welt wichtig ist und auch unser Handeln Bedeutung hat…
Trotzdem stimme ich Bonhoeffer auch bei folgendem Zitat zu:

Auf dem Wege zur Freiheit ist der Tod das höchste Fest.

Ansonsten habe ich am Wochenende auch begonnen „Velvet Elvis: Repainting the Christian Faith“ von Rob Bell zu lesen, wozu ich mich fast verpflichtet fühle. Denn durch eine Google-Suche nach Rob Bell sind immerhin schon 101 Menschen auf meinem Blog gelandet…