Mal wieder Auszuege aus meiner Rundmail (wer sie direkt bekommen will, kann sich einfach melden: ein.augenblick (aet) web.de):
– Habari?
– Mzuri sana!
Das war Kisuaheli.
– How are you?
– Fine.
Das war Englisch.
– Wie gehts?
– Sehr gut!
Das war Deutsch.
Soweit die Begruessung. Das muss sein. Am besten schuettelt man dabei die ganze Zeit die Hand des anderen. Bevor man das getan hat, sollte man nichts fragen oder sagen, auch wenn man auf der Strasse nur nach dem Weg fragen will. Wir sagen das meistens auf Englisch, was auch wirklich viele hier sprechen und verstehen (der Unterricht ist auch hauptsaechlich auf Englisch). Auch wenn wir irgendetwas anderes sagen oder fragen (oder auch gar nichts) antworten viele mit fine.
Die Antwort oben stimmt aber auch wirklich. Mir geht es hier sehr gut. Ich vertrage das Essen, Wetter (hier ist gerade die kaelteste Jahreszeit, was ganz angenehm ist) und habe mich schon gut an das Leben hier gewoehnt: Wir leben zu zweit in einem kleinen Zimmer, in dem Platz fuer ein Hochbett, unsere beiden Koffer und einem kleinen Tisch, den wir aber nur als Ablage nutzen, ist. Fliessend Wasser gibt es nicht (aber wir bekommen immer eine Schuessel mit warmen Wasser zum Waschen) und die Toilette besteht aus einem kleinen Loch im Boden.
Wir leben hier auf dem Gelaende der Filadelphia Schule und Kirche. Das Gelaende ist, wie viele in Kenia, von einer Mauer umgeben und rund um die Uhr sitzt ein Guard am Tor. Ich versuche mal aufzuzaehlen, was alles hier auf dem Gelaende ist: Ein grosses Kirchengebaeude. Das Haus des Pastors. Das alte Kirchengebaeude. Ein paar Buero-Raeume. Ein Frauen-Krisen-Zentrum, wo zur Zeit ca. 10 Frauen (teilweise mit kleinen Kindern) eine Unterkunft gefunden haben und wo taeglich ca. 40 Frauen lernen, wie sie mit dem, was man auf der Strasse findet, Geld verdienen kann (sie machen z.B. aus Plastiktueten, die ueberall rumfliegen, schoene Taschen). Einige Schulraeume (von Vorschule bis Klasse 8) – zur Schule gehen ca. 500 Kinder, die entweder auf der Strasse leben oder aus sehr armen Familien kommen alle Schueler bekommen hier zwei Mahlzeiten, fuer einige das einzige Essen am Tag, das ganze ist fuer die Schueler bzw. Eltern kostenlos. Auch fuer Erwachsene oder Jugendliche, die nie zur Schule gegangen sind, gibt es hier Unterricht, z.B. Kleider naehen und auch Computerkurse. Ausserdem gibt es hier zwei Heime fuer Strassenkinder, eins fuer Jungs, eins fuer Maedchen – dort leben ca. 70 Kinder. Und es gibt noch ein Wohnheim fuer ein paar Schueler bzw. Studenten, die nicht unbedingt hier zur Schule gehen in diesem Haus ist auch unser Zimmer.
Es ist wirklich super, was hier fuer die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die aus absoluter Armut kommen, getan wird. Ich bin sehr froh, dass ich hier Praktikum machen kann.
Was mache ich denn den ganzen Tag?
7:00 Fruehstuck: Milchtee und Toastbrot.
7:30 Freiwilliges Bibel lesen und Beten der Lehrer
8:00 Sunday School mit den Klassen 6, 7 und 8: Dort wird gesungen, gebetet und jemand spricht ueber einen Bibeltext (was oft ich binsein werde).
8:45-13:00 In dieser Zeit assistiere ich einem Lehrer in Klasse 2 (die Schueler sind zwischen 8 und 13 Jahre alt), v.a. bedeutet das, die Aufgaben zu korrigieren
13:00 Mittagessen (irgendwas Kenianisches mit Ugali (wird aus Maismehl hergestellt), Kartoffelnoder Reis)
Danach: Ausruhen, mit den Kindern Zeit verbringen, in die Stadt gehen, Mittwoch und Freitag nochmal Bible Studies…
19:00 Abendessen (siehe Mittagessen)
20:30 Bible Study entweder bei den boys oder girls (auch dort duerfen Sammy und ich immer sprechen)
Nach diesem Praktikum wird es fuer mich kein Problem mehr sein, spontan ueber irgendeinen Bibeltext zu reden…
Am Wochenende waren wir mit einigen Leuten aus Daenemark auf einem Einsatz in den Bergen, bei Menschen, die wirklich noch sehr, sehr einfach leben: Sie haben eine kleine Huette, ein paar Ziegen, Mais und vielleicht auch ein Huehner. Das wars. Ein Arzt und eine Medizinstudentin haben einigen Leuten medizinisch geholfen, wir haben zu 500 Schuelern gesprochen, die dort zufaellig versammelt waren und abends wurde ein Film gezeigt (mit Generator). Am Sonntag konnten wir mit ein paar Leuten etwas in die Berge gehen und sehen, wie einzelne Familien leben, danach gab es ein Gottesdienst und dann mussten wir auch schon wieder fahren.
Viele Gruesse aus Nakuru, Kenia!
Daniel
PS: Mehr Fotos gibt’s wie immer bei flickr.