Gestern Abend waren wir bei einer Lesung von Rafik Schami. Wobei Lesung eigentlich das falsche Wort ist. Es war viel mehr eine Erzählung.
Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren und lebt seit 1971 in Deutschland. Gestern machte er mit uns einen Stadtrundgang durch Damaskus, mit einer Geschichte pro Gasse. Was heißt hier eine? Die eine Geschichte war immer nur die Ausgangspunkt für ganz viele, kleine Anekdoten. Schami schaffte es aber immer wieder zum roten Faden zurückzukommen – einen bunten ausgeschmückten roten Faden habe ich vorher noch nie gesehen. Schami ist auf jeden Fall ein Meister des Erzählens. Gekonnt verbindet er in 90 Minuten Themen wie Stadtplanung, Marienverehrung (ein Thema, das mich gerade verfolgt), Kaligraphie und Nudelsalate. Langweilig wird es dabei nie. Und auch seine Anliegen wie ein guter Umgang zwischen und mit den verschiedenen Kulturen wirken nicht aufgesetzt. Ebenso locker thematisiert er seinen christlichen Glauben, wirbt dabei aber auch um Respekt für den Islam.
So erzählte er zum Beispiel von seinem Heimatdorf, in dem 40% katholische und 40% orthodoxe Christen lebten, die sich aber oft sehr uneins waren, so dass der Scheich der islamischen Minderheit sie immer wieder dazu auffordern musste, sich zu versöhnen, da sie ja Geschwister sind
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