Heute beginnt die Passionszeit, die Zeit in der wir uns an den Leidensweg Jesu erinnern. Diese Zeit ist traditionell auch die wichtigste Fastenzeit im Kirchenjahr. Die letzten Jahre wird diese Zeit auch von immer mehr evangelischen Christen bewusst als Fastenzeit gelebt. Auch ich habe die letzen Jahre jeweils auf etwas verzichtet und darüber auch meistens etwas hier geschrieben. So zitierte ich z.B. schon zweimal einen Text von Anselm Grün aus dem Buch Fasten. Da das letzte Mal schon drei Jahre her ist, zitiere ich nun den Abschnitt einfach noch einmal:
Fasten ist nicht Selbstzweck. Bei der Wiederentdeckung dieser lange verschütteten Praxis hat man es manchmal zu absolut gesetzt. Fasten ist ein bewährtes Mittel geistlicher Askese, das uns zusammen mit Gebet und Almosen in die richtige Haltung Gott und den Menschen gegenüber bringen kann. Entscheidend für das richtige Verständnis des Fastens ist es, dass es nicht isoliert gesehen wird, sondern in Verbindung vor allem mit dem Gebet. Fasten ist Beten mit Leib und Seele. Fasten zeigt, dass unsere Frömmigkeit leibhaft werden, dass sie Fleisch annehmen muss, so wie das Wort Gottes in Jesus Christus Fleisch an genommen hat.
Aber ich möchte heute am Aschermittwoch nicht nur über die Fastenzeit schreiben, sondern auch über die Osterzeit. Der englische Bischof N.T. Wright (von dem es endlich auch ein Buch auf deutsch gibt) schreibt in dem absolut lesenswerten Surprised by Hope darüber, wie wir Ostern und damit die Auferstehung feiern. Er schreibt:
Ich kann es nicht nachvollziehen und finde es nicht gerechtfertigt, dass wir 40 Tage die Fastenzeit halten sollen, dabei über die Bedeutung grübeln, über Selbstverleugnung predigen, zumindest etwas bedrückt sind und dann bringen wir es mit der Karwoche zu einem Höhepunkt, die wiederum ihren Höhepunkt an Gründonnerstag und Karfreitag hat . . . und dann, nach einem recht gewöhnlichen Karsamstag, haben wir einen einzigen Tag, an dem wir feiern.
Er schlägt vor die ganze Osterwoche zu feiern:
Es sollte ein achttägiges Fest sein – mit Champagner, der nach den Morgengebeten serviert wird oder sogar davor, mit vielen Hallelujas und besondern Liedern und spektakulären Hymnen. Ist es verwunderlich, dass es den Leuten schwer fällt, an die Auferstehung Jesu zu glauben, wenn wir unser Hüte nicht in die Luft werfen?
Wright fordert dazu auf “unseren grössten Tag” auf neue kreative Art und Weise zu feiern: Mit Musik, Kunst, Spielen, Literatur, Tanz etc. Außerdem schlägt er vor, auch die 40 Tage nach Ostern (bis Himmelfahrt) bewusst zu leben, indem wir neue Dinge für die Zeit tun:
Eine neue Aufgabe oder ein neues Projekt, etwas ganzheitliches und fruchtbares und aufgeschlossenes und sich-selbst-gebendes.
Vielleicht weckt es dich in einer ganz neuen Art und Weise auf. Und das ist es, worum es an Ostern geht.