Bekenntnisse eines Deutschen

Da es morgen sowieso politisch wird, hier mal ein paar Gedanken am Tag der deutschen Einheit.
Die Gedanken kamen mir heute morgen beim Joggen und irgendwann dachte ich, schade, dass ich das nicht am Tag der deutschen Einheit gebloggt habe. Bis mir einfiel, das der ja heute ist.
Also, schreibe ich es, bevor dieser Tag schon wieder vorbei ist:

Immer wieder gibt es Diskussionen in denen Leute sagen, es sei gut, wenn die Deutschen stolz wären, Deutsche zu sein.
Ich denke mir dann immer: Nein, ich bin nicht stolz, Deutscher zu sein.
Aber ich bin froh, in Deutschland leben zu können. Ich finde den deutschen Staat und die Gesellschaft, das Leben hier gar nicht so schlecht (trotz Stasi 2.0 und so Zeugs). Wir leben in recht großer Freiheit in einer recht gut funktionierenden Demokratie (wenn ich das mal mit der restlichen Welt vergleiche) und das finde ich gut. In Taiwan habe ich mich gefreut, wenn ich mal auf deutsche Produkte traf oder wenn ich ansonsten Deutsches in Taiwan fand. Ich besitze auch immer noch die Brötchentüte der taiwanischen Bäckerei “Die Güte” auf der ein deutscher Text über die Qualität des Brotes ist.
Aber ich bin nicht stolz, Deutscher zu sein.
Genauso wenig bin ich stolz Daniel Hufeisen zu sein, denn ich weiß, dass Daniel Hufeisen sich oft falsch verhalten hat, dass er schuldig geworden ist. Ich weiß, dass im vergeben ist, aber stolz bin ich trotzdem nicht. Ich bin damit zufrieden Daniel Hufeisen zu sein, ich freu mich auch und wollte nicht tauschen, aber Stolz – auf mich?
Für mich klingt “ich bin stolz darauf, dass ich … bin” immer nach “ich bin bin froh, dass ich nicht … bin” und auch etwas nach “es ist besser, dass ich … bin” oder sogar “ich bin besser, weil ich … bin”. Und das bin ich sicher nicht.
Zum Thema Nationalstaaten hat Peter jetzt vor kurzem mal nebenbei bemerkt:

Bewusstseinsbildung für Europäer lohnt sich, Nationalstaaten sind ja, so gesehen, eine sehr junge Erfindung und nehmen viel zu viel Platz in unserem Denken ein.

Genau. Wen interessiert das? Mir ist es doch egal, ob meine besten Freunde ursprünglich aus Deutschland oder aus England oder Rumänien kommen.
Eine deutsche Flagge würde ich mir nicht allzu schnell in mein Zimmer hängen, aber drei Flaggen hängen dort: Taiwan, Thailand, Kenia. In diesen Ländern war ich mal und habe dort Leute und Land lieben gelernt.
Ich bin kein Patriot, Fußball ist mir sowieso egal und beim Rest sehe ich nicht so den Sinn. Das führt so schnell zum Egoismus, zum Protektionismus: “Wir tun alles dafür, dass die deutsche Wirtschaft wächst.” Auf wessen Kosten?
Patriot bin nur in Bezug auf mein Waldeck – es lebe, lebe hoch!

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Ein Gedanke zu „Bekenntnisse eines Deutschen“

  1. da sagste was…hab gestern was sehr ähnliches bloggen wollen, es aber versehntlich gelöscht…doofer weiße…aber du hast schon recht, bis auf:
    es lebe die wetterau!

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