Erlangen. Offen aus Tradition.
So das Motto der Stadt, in der ich lebe.
Erlangen wird fairer.
So unser Motto mit fairlangen.org.
Sheriff Gnadenlos.
So wurde ein Mitarbeiter des Erlanger Ausländeramtes bezeichnet.
Nach einer Pressekonferenz Ende November wird in Erlangen und teilweise auch bayern- und deutschlandweit heftig über den Umgang des Erlanger Ausländeramtes mit Ausländern diskutiert. Der Vorwurf lautet, dass dort der Ermessensspielraum der Beamten häufig deutlich zu Ungunsten der Menschen ausgenutzt wird.
Einen Überblick über die zahlreichen Presseberichte zu dem Thema (von Erlanger Nachrichten über SZ bis zur taz) findet ihr findet ihr beim Flüchtlingsrat Bayern.
Und einen ersten Überblick, um was es überhaupt geht, bietet dieser Beitrag, der letzte Woche im TV-Magazin quer gezeigt wurde:
Inzwischen wurde bekannt, dass dieser Mitarbeiter (»Sheriff Gnadenlos«) das Amt wechseln wird. Ich denke aber nicht, dass damit das Problem gelöst ist. Denn was bei dem quer-Bericht leider nicht so deutlich wird, ist, dass es bei den Vorwürfen nicht nur um diesen einen Beamten geht, sondern um eine Tendenz, die sich anscheinend durch große Teil der Arbeit des Ausländeramtes durchzieht. Außerdem ist es kein Phänomen, das erst in den letzten zwei, drei Jahren auftauchte. Sowohl Mitglieder des Erlanger Ausländer- und Integrationsbeirates als auch in der direkten Flüchtlingshilfe Aktive sagen, dass das Problem schon seit Jahren bekannt ist und es auch immer wieder Gesprächsversuche mit der Stadtverwaltung und Politik gegeben hat.
Ein in Erlangen lebender Ausländer hat mir außerdem erzählt, dass aus seiner Erfahrung viele Ausländer egal welcher sozialer Schicht es so weit wie möglich meiden, sich in Erlangen anzumelden und hier eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Studenten, die in Erlangen studieren wollen, suchen daher häufig eher eine Wohnung in Nürnberg, um mit dem Erlanger Ausländeramt nichts zu tun haben zu müssen. Andere behalten die deutsche Stadt, in der sie vorher gelebt haben, als Hauptwohnsitz und melden sich nur mit dem Zweitwohnsitz in Erlangen an. Für mich sprechen das und weitere Berichte von Bekannten, die persönliche Erfahrungen mit dem Ausländeramt hatten, eine deutliche Sprache.
Nun hat sich die katholische Pfarrgemeinde Herz Jesu in einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Da mir der Brief nicht vorliegt, zitiere ich aus dem Bericht der Erlanger Nachrichten:
Die Verfasser sprechen sich in dem Schreiben dafür aus, dass die Flüchtlinge die Gewissheit haben sollen, dass die Behörden, die unsere Gesellschaft vertreten, bereit sind, ehrlich, effizient und ernsthaft ihre bestehenden gesetzlichen Handlungsmöglichkeiten zum Wohl der Hilfesuchenden anzuwenden.
Konkret setzt sich die katholische Pfarrgemeinde Herz Jesu für verbindliche Leitlinien für den Umgang der Ausländerbehörde mit Flüchtlingen ein: Die Gnade Jesu war immer besonders auf die Armen und Schutzlosen gerichtet. Als Christen sehen wir unsere Aufgabe darin, den Schwachen, die nicht gehört werden, eine Stimme zu geben.
Den Brief hätte ich gerne auch unterschrieben.
Denn ich sehe in der Bibel, in der Flucht und Migration von den ersten Kapiteln an ein Thema sind, eine klare Linie zum Umgang mit Ausländern. Levitikus 19,33-34 habe ich ja hier schon einmal zitiert:
»Wenn sich ein Ausländer bei euch niederlässt, sollt ihr ihn nicht ausbeuten. Den Ausländer, der bei euch wohnt, sollt ihr wie einen von euch behandeln und ihr sollt ihn lieben wie euch selbst. Denn ihr selbst wart einst Fremde in Ägypten. Ich bin der Herr, euer Gott.«
Auf Jesus, der selbst auch Flüchtling war, ging der offene Brief ja schon ein. Ich möchte hier nur noch Jesu Aussage in Matthäus 25,35 erwähnen:
»Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen.«
Ich wünsche mir, dass Menschen, die sich auf den weiten Weg ins schöne Erlangen gemacht haben, sagen können:
»Ich bin nach Erlangen gekommen und wurde herzlich aufgenommen.«
Und ich frage mich, wie ich als Erlanger Ausländer herzlich aufnehmen kann.