Liebe muss sich rechnen

Nachdem Peter vor kurzem in einer Predigt einen Artikel aus einem SZ-Magazin zitierte, kramte ich es gestern mal wieder hervor und las den Artikel zu Ende, den ich vor einigen Wochen schon einmal begonnen hatte (da hatte ich gerade nen Probeabo der SZ):

Liebe muss sich rechnen: Von wegen Romantik: Wenn es um Zwischenmenschliches geht, regiert das reine Ökonomiedenken. So machen wir das schönste aller Gefühle zur Verhandlungssache.“

Das Fazit ist dann folgendes:

Die Zeiten haben sich geändert in den Liebesbeziehungen. Stimmen muss heute nicht mehr die Chemie, sondern die Bilanz.

Hmm. Partnerwahl und so wird also stark von ökonomischen Gedanken geprägt, nicht mehr so sehr durch das Gefühl. Der Artikel geht dabei irgendwie davon aus, dass das bisher „normale“ die Partnerwahl aufgrund von Gefühlen war. Aber ist/war das so? Ist diese ganze Gefühlsding bei der Partnerwahl nicht ne relativ moderne Erfindung? Haben früher nicht Eltern, Stand, Mitgift etc. vielmehr die Partnerwahl bestimmt – also auch wirtschaftliche Gründe?
Gehört die gefühlsgesteuerte Partnerwahl auch zu den missglückten Versuchen der letzten kurzen Zeit? Genauso wie die Kleinfamilie? (Also Vater, Mutter, ein-zwei Kinder, die ohne weitere Familie zusammenleben. Das gibt es auch noch nicht so lange, früher waren Großfamilien normal – und heute? Heute sind wenn überhaupt „Patchwork-Familien“ normal, ziemlich häufig sogar nur Alleinerziehende mit Kindern)

Jetzt stellt sich für mich die Frage:

Wie hat Gott sich das überhaupt gedacht? Wollte er Partnerwahl/Liebe aufgrund von Gefühlen oder wirtschaftlichen Faktoren? Oder noch etwas ganz anderes?
Und wie sollte eine Familie optimalerweise aussehen? Kleinfamilie? Großfamilie? Patchwork? Was anderes?

Emerging Church: Social Gospel?

Gestern Abend bekam ich eine Mail von Johannes, einem Freund (mit dem ich auch noch verwandt bin), der gerade für einige Monate in den USA ist. Er hat dort mit einigen Leuten über Emerging Church diskutiert, die der emerging conversation eher kritisch gegenüberstehen:

Die Hauptvorbehalte gegenüber EC ist, dass sie die Gefahr hin zu einem „Social Gospel“ sehen, wenn nicht schon jetzt, dann spätestens in der nächsten EC-Generation. Also dass gutes soziales Engagement die Evangeliumsbotschaft von „Jesu stellvertretendem Sühnetod“ (um das mal theologisch auszudrücken – ) ersetzt.

Ich sehe natürlich auch die andere Gefahr eines Evangeliums, das nicht verändert und nicht gelebt wird. Und ich denke, dem entgegenzuwirken ist auch eines der positiven Anliegen, der Emerging Conversation. Aber siehst du auch die oben beschriebene Gefahr?

Soweit ein Ausschnitt aus seiner Mail (ich habe natürlich gefragt, ob ich das hier bloggen darf – man brauhht also keine Angst haben, wenn man mir ne Mail schickt).

Hier meine Antwort auf diese Frage:

Ja, es ist eine Gefahr, dass es in einer zweiten Generation zum „social gospel“ wird.
Aber die letzten Jahrzehnte sah es in vielen (evangelikalen) Gemeinden eher so, dass aus dem dem „ganzheitlichen“ Evangelium ein rein „geistliches“ (bessere Begriffe fallen mir gerade nicht ein) Evangelium wurde, indem das „soziale“ des Evangeliums vergessen wurde. Und das Evangelium hat definitiv eine soziale Dimension (man muss nur mal Jesu erste Predigt laut Lukas lesen (Lukas 4,18 und drumherum)). Der Pietismus z.B. war sich anfangs dieser Dimension sehr bewusst, viele Pietisten setzen sich stark für soziale Gerechtigkeit ein. Ein Blick in ein Kirchengeschichtsbuch oder in die Wikipedia zeigen das: „Auch das soziale Engagement des Pietismus (unter anderem die daraus erwachsenen Diakonissenanstalten und Sozialwerke) hat nachhaltige Veränderungen in Gesellschaft und Politik hervorgerufen. Viele soziale Anstalten (Waisenhäuser, Krankenhäuser), die heute vom Staat geführt werden, sind auf den Pietismus zurückzuführen.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Pietismus). Ich, der ich in solchen Kreisen aufgewachsen bin, habe davon aber recht wenig gesehen und gehört (ich kann mich an keine Predigt erinnern, die das explizit thematisiert hat, du etwa?).

Wie du auch, denke ich da, dass es ein Anliegen der emerging conversation ist, da entgegenzuwirken. Und den „schmalen Pfad“ zu finden, zwischen einem einseitig betonten „social“ oder „spiritual“ gospel.

Dass die Gefahr besteht, dass die eine (aus heutiger konservativer Sicht die negativere – warum eigentlich?) Seite in Zukunft überbetont wird, ist für mich kein Grund, nicht einen Weg zu suchen, wie wir heute beide Seiten betonen und leben(!) können. Dass dabei zurzeit in der emerging conversation die soziale Seite teilweise mehr angesprochen wird, liegt m. E. einfach daran, dass viele in diesem Dialog aus einem Hintergrund kommen, wo diese soziale Dimension die letzten Jahre etwas in Vergessenheit geraten ist.

Eine ähnliche Frage und Angst ist, dass sich die emerging church ganz in der Kultur auflöst und sich in allem „der Welt“ anpasst (- diese Angst vermute ich auch bei den Leuten, mit denen du gesprochen hast). Hierzu habe ich mal in einem Artikel über den Besuch von Jason Clark und Brian McLaren für die Zeitschrift „ichthys“ folgendes geschrieben:

„Immer wieder suchen Christen den schmalen Pfad zwischen Ghetto und Auflösung in der Kultur ihrer Zeit. Für mich ist die gesamte „emerging conversation“ ein Ausdruck dieser Suche, die von vielen Fragen getrieben wird: Wie schaffen wir es, den Glauben so zu leben und kommunizieren, dass es für die Menschen um uns herum (und auch für uns selbst) „relevant“ ist und wir sie „erreichen“, ohne dass wir Jesus Christus als Mittelpunkt verlieren? Wie kann eine Gemeinde heute ihrer Sendung entsprechen? Wie sieht Gottes- und Nächstenliebe in unserer Zeit praktisch aus? Wie kann man als postmodern denkender Mensch, der nicht an absolute Wahrheiten glaubt, an Jesus Christus, der sich selbst als die Wahrheit bezeichnet, glauben? Wie sieht eine Theologie aus, die unseren Kontext beachtet und dabei der Bibel und vor allem dem dreieinigen Gott treu bleibt?“

Ja, ich sehe auch die Gefahren. Aber vielmehr sehe ich diese und weitere Fragen, die wir einfach stellen und beantworten müssen. Und ich lese da in einem für mich heiligen Buch von Sünde und Kreuz aber auch von Armut und Befreiung, ich lese von einem Gott, dem es um mehr als nur das Seelenheil geht, ich lese von einem Mensch, der auch ganz Gott war, der dies gelebt hat: Die Liebe zu Gott und zu den Menschen in allen Dimensionen.

Das meine spontanen Gedanken gestern Nacht.

Was denkst du dazu?


Nachtrag (2008-10-31):

In den Kommentaren findet man schon spannende Meinungen dazu, wobei deine Meinung auch noch spannend wäre!

Dort wird auch auf folgende Blog-Einträge woanders hingewiesen, die zu dem Thema spannend sind:

Vielen Dank für die bisherigen Kommentare und Hinweise! Weiter so!


Nachtrag 2 (2008-10-31):

Während wir hier diskutieren spricht auch die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) in Pattaya über unsere „soziale Verantwortung“ (siehe: idea-Meldung)

Musik für den Augenblick: K7

Vor langer Zeit gab es hier immer mal wieder Hinweise auf frei im Netz herunterladbaren Musik. Aber eigentlich muss man dafür ja nur ab un zu mal bei Tonspion vorbeischauen.

Durch einen Newsletter wurde ich aber eben auf einen qualitativ sehr hochwertigen kostenlosen Sampler hingewiesen, über den bei Tonspion bisher noch nichts zu lesen war: Ein Sampler von !K7, einem der besten Labels aus Deutschland mit Musikern aus aller Welt. Man muss nur deren Newsletter abonnieren, um 9 gute Songs/Tracks zu bekommen, u.a. von Hot Chip, Carl Craig, The Matthew Herbert Big Band und Bomb The Bass.

Alle Christen müssen

Gestern bekam ich in einem der vielen Sozialen Netzwerke von einer jungen Christin eine Einladung in die Gruppe „Alle Christen des xy-Netzwerks müssen in diese Gruppe„. Ich habe die nett gemeinte Einladung abgelehnt, denn irgendwie mag ich keine Sätze, in denen das Wort „Christen“ zusammen mit dem Wort „müssen“ auftauchen. Mir fallen wirklich keine vernünftigen Sätze ein, die mit „Alle Christen müssen“ beginnen. Dir etwa?

MTV Music

Lustig. MTV, das M steht übrigens für Music, streicht wohl in Zukunft die meisten in Deutschland produzierten Sendungen, wobei Musik ja schon länger kaum eine Rolle bei dem Sender spielt.

Aber es gibt nur MTV Music, also „Music Television Music“. Dort kann man in Netz einige Tausend Musikvideos anschauen. Und das in guter Qualität. Und man kann sie in ebensoguter Qualität in Blogs etc. einbinden. Warum das besser als YouTube ist schreibt der popkulturjunkie.

Um das zu testen, hier ein Video was ich früher unzählige Male bei MTV chillout zone (was ich damals jede Woche nachts auf VHS aufnahm und dann später schaute) gesehen habe:

Nachtrag:
Schade, bei Aphex Twin funktioniert Fullscreen nicht. Aber vielleicht bei Björk:

Nachtrag 2 (2008-10-29):
Und schon funktionieren die Player nicht mehr…

Zeitgeist – das Video

ZeitGeist, das Buch, ist glaube ich allen meinen Lesern bekannt, oder?

Vielleicht seid ihr aber auch schon mal über das Video Zeitgeist gestolpert, es wurde immerhin von Tausenden Leuten die letzten Jahre im Internet angesehen. Darin finden sich auch verschiedenste „Vorwürfe“ gegen den christlichen Glauben.

Der neue Tabor-Blogger Andi hat vor ein paar Tagen darauf hingewiesen. Daraufhin hat der schon länger aktive Tabor-Blogger Sam eine gar nicht so kurze kurze Stellungnahme dazu geschrieben, auf die ich hier gerne hinweisen möchte. Es lohnt, sie mal zu lesen, da doch viele dieses Video gesehen haben und die „Argumente“ auch ansonsten immer wieder auftauchen.
Also: Hier klicken und lesen.