Fühl dich vollkommen frei. Wenn du aufstehen willst, steh auf, wenn du die Hände heben willst, dann hebe sie. Achte nicht auf die anderen. Es geht nur um dich und Gott
Klingt bekannt?
Das sagen mir immer wieder verschiedenste Lobpreisleiter. Ich finde es auch gut, sich in (musikalischen) Lobpreiszeiten völlig frei zu fühlen, das zu tun, wonach mir ist. Wenn das nicht möglich ist, fühle ich mich meistens eingeengt und nicht wohl.
Aber nicht auf die anderen achten? Es geht nur um mich?
Dem widerspreche ich entschieden. Ich beobachte gerne andere beim Lobpreis, aber darum geht es auch nicht. Es ist eher die Frage, warum ich dann überhaupt mit anderen einen Gottesdienst feiere und Lobpreis mache. Wenn es nur um mich geht und ich die anderen nicht beachten soll, könnte ich genauso zu Hause bleiben und dort meine Hände zu Worship Hits 35 heben.
Es geht im Glauben nicht nur um Gott und mich. Dieser Gedanke (Individualismus) ist auch so eine moderne Erfindung (wie der säkulare Raum). Wenn ich glaube, gehöre ich zur Familie Gottes. Eine Familie sollte normalerweise aus mehr Beziehung bestehen als der zwischen dem Vater und einem Einzelkind.
Das ist ja auch ein Gendanke der in der emerging conversation wichtig ist, ich zitiere Wikipedia:
Es gibt einige inhaltliche Überschneidungen mit dem Kommunitarismus (bewusst oder unbewusst), da beispielsweise kritisiert wird, dass das protestantische Christentum in Folge der Reformation einen zu hohen Stellenwert auf das Individuum und seine Beziehung mit Gott legt und den Aspekt der Gemeinschaft vernachlässigt.
Trotzdem geht es oft in den emerging Gottesdiensten noch um dem Einzelnen, der Gott begegnet, wie Thomas Weißenborn in ZeitGeist richtig feststellt:
So empfinde ich jedenfalls sogenannte Stationen-Gottesdienste, bei denen nicht die Gemeinde, sondern der Einzelne vor Gott steht.
[ZeitGeist, 153]
Es geht nicht nur um dich und Gott!
Aber wie leben wir das? Wie können wir wirklich gemeinsam Gott anbeten, Gott begegnen?
Durch eine klare Liturgie? Ist die Katholische Kirche die wahre Emerging Church (so fragte heute ein Dozent)?
Wie lebt ihr das? Wie wollt ihr das gerne leben?
Oder habe ich nicht Recht? Geht es doch nur um mich und Gott? (Dann sollte ich lieber schweigen und mich ganz auf Gott konzentrieren, ohne euch zu beachten
)
Technorati Tags: Worship, Lobpreis, Individualismus, alternative worship, emerging conversation, Emerging Church, Gemeinschaft, Moderne, ZeitGeist
Amen dazu. Und genau da kann und muss eine Kultur ansetzen, die sich kreativ in die herrschende Kultur einbringt und dennoch eine echte Alternative anzeigt. By the way: eins der häufigsten Worte im NT ist „einander“. Abgesehen von „unser“ – wie zum Beispiel im Vater meiner, äh, Vater unser.
Noch mehr Lobpreisfloskeln: „fühl dich frei, aufzustehen oder sitzen zu bleiben – wie auch immer!“ Toll, dann steht der Typ vor dir auf und du siehst den Beamer nicht mehr und dann haut’s dich doch zwangsläufig aus den Sitzfedern… grmpf. Von wegen frei!
Der Einwand gegen die individualistische Tendenz z.B. von Stationenkonzepten finde ich berechtigt. Trotzdem ist mein Eindruck, dass solche Konzepte an einem Punkt genau das bieten, was Menschen heute hilft, Gott in einem Gottesdienstsetting zu begegnen. Frage mich deshalb seit einer Weile tatsächlich, ob eine Kombination aus individueller Meditation und Liturgie als Ausdruck gemeinschaftlicher Anbetung ein interessanter Weg sein könnte. Sozusagen ein Pendeln im Gottesdienst zwischen den beiden Polen: Gemeinsam mit Gott, alleine mit Gott, wieder gemeinsam mit Gott.
Ja, da hast du Recht, Alex. Ich bin auch auf keinen Fall gegen Stationen. Man sollte diesen Einwand nur bedenken.
Es gibt ja auch Stationen, die Gemeinschaft demonstrieren. Unseren 24-7-Raum empfand ich z.B. auch als Gemeinschaftsding, obwohl ich immer alleine im Raum war.
Ja, hab mich eher auf das Zitat bezogen, weiß ja, dass du überzeugter twentyforsevener bist. 🙂 Haben übrigens in unserem Gebetsraum das gleiche Erlebnis gemacht: Über die schon nach wenigen Stunden vollgeschriebenen Gebetsbücher und -wände hatte man den Eindruck großer Verbundenheit mit den Vorbetern – das hat mich beim ersten mal Gebetsraum echt von den Socken gehauen, hätte ich nicht so erwartet.
Hallo Hufi,
ich teile entschieden deine Meinung. Meine Begründung kommt von Kol 3,16 – eins von den einzigen Stellen des NTs wo Lobpreis überheupt Thema ist. Hier ist eine eindeutige vertikale (zu Gott) UND horizontale (zu Menschen) Richtung zu erkennen. Für die Freaks weisen die Partizipien darauf hin, dass das Singen eine Art und Weise des Lehrens und Ermahnens ist. Sprich: es geht im Singen um anderen!
Ich bin am Überlegen ob ich ein christliche Unfugslexikon anfangen soll… dazu würde gehören (u.a.):
„Lass uns in Gottes Gegenwart kommen“
„Jetzt werden wir eine Zeit der Anbetung haben“
… und ich habe etwas zum JT geschrieben zum Thema Jesus begegnen. Was sagst du dazu?