In der Fastenzeit kam ich leider nicht mehr dazu weitere Beiträge zu der Reihe »Fastenzeit 2016: Großes Herz!« zu schreiben. Eben dachte ich mir: Warum kann ich nicht auch nach Ostern etwas zu diesem schönen Motto posten?
Hier also ein Video, das ich schon bei Facebook geteilt hatte. Dort schrieb ich:
Manche Videos müssen nur 43 Sekunden lang sein, um bewegend und inspirierend zu sein:
Auch den kurzen Dialog mit einer jungen Syrerin, der daraufhin entstand, möchte ich euch nicht vorenthalten:
Und als Bonus noch die viermal so lange Version des Videos:
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Alle Beiträge aus der Reihe »Fastenzeit 2016: Großes Herz!«:
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Die Enge erlebt ein Comeback in Deutschland. Nach 26 Jahren der Öffnung, diskutieren wir plötzlich über die besten Möglichkeiten, uns abzuschotten und einzumauern. In vielen öffentlichen, halb-öffentlichen und privaten Äußerungen wird eine solche Enge des Herzens deutlich (in alle Richtungen), dass es nur gut tun kann, 7 Wochen lang bewusst das Herz zu weiten.
Daher starte ich meine Blog-Reihe zu »7 Wochen ohne Enge« mit einem Video des wunderbaren Firas Alshater, der als Flüchtling aus Syrien nach Berlin kam und gerade seine steile YouTube-Karriere startet. Er zeigt sehr schön, wie man sich anstrengen muss, zu hassen und wie einfach es gleichzeitig ist:
— Alle Beiträge aus der Reihe »Fastenzeit 2016: Großes Herz!«:
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Vor einigen Jahren saß ich mit einem mir Unbekannten in einem Auto und unterhielt mich – unter anderem auch über mein Theologiestudium. Es stellt sich heraus, dass er nicht besonders viel vom christlichen Glauben und Religion allgemein hielt. Für mich erstaunlicherweise sagte er aber: »Positiv erlebt habe ich das Christentum bisher nur in Taizé. Dort wird wird Glaube und Nächstenliebe so gelebt wie es eigentlich sein sollte.«
Das war eine meiner eindrücklichsten Erfahrungen zu Taizé, aber längst nicht die einzige (u.a. für meine Frau ist Taizé ein sehr bedeutender Ort). Da ich Taizé aber vor allem mit den von dort kommenden Lieder verband und Singen nicht so mein Ding ist, zog es mich selbst nie so sehr in das kleine Dorf im Burgund.
Nun war ich doch mal selber dort (und weiß nun, dass es eigentlich nicht um irgendwelche Lieder geht):
Mit einer kleinen Gruppe von FreiRaum und weiteren Freunden nahmen wir an der »Versammlung für eine neue Solidarität« teil: 75 Jahre nach der Gründung der Kommunität, im Jahr des 100. Geburtstags des Gründers Frère Roger und genau 10 Jahre nach seiner Ermordung während eines Abendgebets in der Versöhnungskirche von Taizé.
Eine Woche mit knapp 4000 jungen Erwachsenen aus über 100 Nationen und zum Dankgottesdienst am Sonntag auch Vertretern (auf der Ebene von Kardinälen, Bischöfen und Generalsekretären) vielfältiger christlicher Konfessionen (von Syrisch-Orthodoxen bis zur Full Gospel Church) und aller Weltreligionen. Auf den Programm standen neben den drei täglichen Gebetszeiten, kulturell bunt gemischte Kleingruppen und spannend besetzte Foren (von engagierten Jugendlichen aus Argentinien bis zum 86-jährigen Gründer von l’Arche Jean Vanier). Und nachmittags eine so vielfältige Auswahl an Workshops, dass es wirklich schwerfiel, sich zu entscheiden. Immer ging es um Solidarität, die konkreten Themen bewegten sich dabei zwischen Kunst, Wirtschaft, Gesundheit, Politik, Theologie und weiteren Feldern. Referiert haben Philosophen, Stadtplaner, UN-Mitarbeiter, Priester, zahlreiche Europaabgeordnete, Schauspieler, Diplomaten, Bischöfe, Mönche, Studierende, Aktivisten, Gründer und Leiter von großen Bewegungen und Organisationen, Clowns, Jugendliche etc. etc.
Was für eine Vielfalt, was für ein Reichtum.
Und das alles ohne großes Getue, sondern in angenehmer Einfachheit.
Die Themen der Tage waren drei Stichworte, die für Frère Roger sehr wichtig waren: Joy. Simplicity. Mercy.
Oder weniger hübsch klingend: Freude. Einfachheit. Barmherzigkeit.
Soweit etwas zum Rahmen.
Eigentlich wollte ich noch schreiben, was mich daran bewegt hat. Aber mir fehlen wohl noch die Worte. Vielleicht kommen sie ja die nächsten Tage.
Daher erst einmal ein paar optische Eindrücke, die ich bei Instagram geteilt habe:
Die größten Weihnachtschöre Deutschlands sangen schon gestern und vorgestern Abend:
Gestern trafen sich 27.500 1. FC Union Berlin-Fans in ihrem Stadion, der Alten Försterei, um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen. Ein Köpenicker Pfarrer im Ruhestand liest dabei – wie jedes Jahr – die Weihnachtsgeschichte vor:
Ehe Müller die Zeilen aus dem Lukas-Evangelium liest, spricht er über Krieg und Frieden und über die Flüchtlinge, die aus Not und Angst vor dem Tod nach Deutschland flüchten. Er wirbt um Verständnis für sie, so wie es der Klub sonst auch tut: Vor ein paar Wochen hatte der 1. FC Union seine Fans aufgerufen, an einer Mahnwache für Flüchtlinge teilzunehmen.
Am Abend vorher versammelten sich in Dresden 17.500 Menschen, um der Einladung von PEGIDA zum Weihnachtsliedersingen zu folgen:
Gemütlich wird es auch beim eigentlichen Singen nicht, weil ganz einfach kaum jemand mitsingt. Das christliche Abendland ist entweder nicht textsicher oder, und das ist wahrscheinlicher, es mag jetzt einfach nicht so gern O du Fröhliche singen, es mag lieber schimpfen.
Es gäbe noch viel dazu zu schreiben, heute möchte ich aber stattdessen die ersten drei Strophen eines Weihnachtsgedichts (oder Lied, wer vertont es?) von Tim Allgaier zitieren und euch frohe Weihnachten wünschen!
Kurz nach Weihnachten:
Drei politische Flüchtlinge am Mittelmeer,
fern von Bethlehem.
Ein Mensch ist illegal,
vom nahöstlichen Despoten zum Asylsuchenden gemacht.
Ziel: klamm heimliche Einwanderung.
Stille Nacht, eilige Nacht.
Die Mutter: sehr jung, kürzer verheiratet als schwanger gewesen.
Der Vater: erklärt den Skandal mit Engeln…
Jeder denkt, sie brennen durch:
Das sittenwidrige Paar Provinzler,
dass das verbotene Kind bei den Tieren gebar,
erfahren im Umgang mit zwielichtigen Gestalten wie Schäfern und ausländischen Magiern.
Brave Maria.
Im Arm: illegal, allen egal
– der heruntergekommene Gott.
Später wird er ‘von Nazareth’ genannt werden.
Er kommt von dort, ohne bisher dort gewesen zu sein.
Das Schicksal jeder zweiten Flüchtlings-Generation.
Geburtsort: Bethlehem
Wohnort: noch ungewiss.
Flucht ums Mittelmeer herum-
Muttersprachlich fremd aufwachsen im fremden Land.
Gastarbeiterkind, Migrationshintergrund
– der herum gekommene Gott
Die letzten Woche habe ich mit 32 weiteren Personen von ELIA in der Türkei verbracht. Von vielen faszinierenden Erlebnissen und Begegnungen könnte ich schreiben, angesichts der aktuellen Ereignisse möchte ich zunächst davon berichten, wie wir die Proteste in Istanbul erlebt haben:
Freitag 31. Mai gegen 23:00 Uhr
Wie schon fast erwartet fährt keine Fähre mehr von Üsgüdar auf der asiatischen Seite nach Eminönü, daher nehmen wir eine Fähre rüber nach Be?ikta? (was übrigens Erlangens Partnerstadt ist). Nach ein paar Minuten nehmen wir auf dem Deck einen unangenehmen Geruch wahr, Mund und Nase fangen an zu brennen und die Augen beginnen zu tränen auch eine halbe Stunde später ist es noch nicht besser. Wir denken zunächst, dass das eventuell ein giftiges Gas von einem großen Tanker sein könnte. Dass es Tränengas war, verstehen wir erst später. Übrigens »Tränengas« klingt deutlich harmloser als es sich anfühlt.
Als wir in Be?ikta? einen Straßenverkäufer nach unseren Bus fragen, kommt ein junger Mann dazu, der seine Hilfe anbietet und erstmal mit dem Verkäufer überlegt und diskutiert. Er fragt uns, ob wir von den »Riots« am Taksim-Platz mitbekommen hätten, 25.000 Menschen würden dort demonstrieren, daher käme der Bus über den Taksim-Platz nicht in Frage. Während er uns zum richtigen Bus führt, fragen wir, worum es in den Protesten gehe: »Our fucking government wants to destroy a park to built a shopping mall«.
Unterwegs sehen wir immer wieder vor allem junge Menschen die mit türkischen Flaggen bewaffnet Richtung Taksim unterwegs sind oder gerade von dort kommen. Und immer wieder spontaner Jubel der Passanten und Autofahrer, die mit ihrer Hupe Unterstützung ausdrücken (in der Türkei kann Hupen sehr unterschiedliche Bedeutungen von »hallo« über »danke« bis hin zu »Platz da« und »Spinnst du?« haben)
Samstag 1. Juni ab 18:00 Uhr
Wir sitzen am Fähranleger Karaköy neben der Galatabrücke (natürlich einen Çay trinkend) und staunen über die Istanbuler Straßenverkäufer: Sobald es regnet, werden plötzlich an jeder Ecke Regenschirme verkauft. Und heute Atemschutzmasken:
Die potenziellen Kunden lassen nicht lange auf sich warten: Die von Asien kommende Fähre legt an, sehr fröhliche Demonstranten steigen aus.
Später in Beyoglu auf den Straßen die Richtung Taksim-Platz führen, sieht man deutlich, dass hier Straßenschlachten stattgefunden haben:
Ziemlich alle Schaufenster sind mit Graffitis besprüht, zwei sind auch eingeschlagen.
Und überall hauptsächlich junge Menschen mit und ohne Flaggen, mit und ohne Masken:
Und überall Aufbruchstimmung. Sprechchöre und Gesänge werden angestimmt, bei denen auch die Leute, die in den Straßencafés sitzen, einstimmen oder applaudieren.
Von Polizei ist weit und breit nichts zu sehen. Dafür sehen wir ein Hochzeitspaar auf dem Weg zum Hotel.
Soweit meine sehr bruchstückhaften Eindrücke aus Istanbul, die ich jetzt erst nachträglich, nachdem ich viele Artikel dazu gelesen habe, richtig einsortieren kann.
Wer sich weiter informieren möchte, wird hier fündig:
showdiscontent.com Umfangreiche, gut sortierte englischsprachige Fotosammlung
Noch nie haben mich so viele Personen und Organisationen dazu aufgefordert, an einer Petition teilzunehmen. Welches Thema bewegt so viele Menschen? Geht es um Steuern? Um Autos? Nein, bei der Petition geht es um Wasser. Um Wasser als Menschenrecht, bzw. gegen die Privatisierung von Wasser.
Hast du schon mitgemacht? Wenn nicht, kannst du das direkt hier tun: www.right2water.eu/de
Wenn du genauer wissen willst, um was es geht, kannst du dir noch folgendes Video ansehen: