Die größten Weihnachtschöre Deutschlands sangen schon gestern und vorgestern Abend:
Gestern trafen sich 27.500 1. FC Union Berlin-Fans in ihrem Stadion, der Alten Försterei, um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen. Ein Köpenicker Pfarrer im Ruhestand liest dabei – wie jedes Jahr – die Weihnachtsgeschichte vor:
Ehe Müller die Zeilen aus dem Lukas-Evangelium liest, spricht er über Krieg und Frieden und über die Flüchtlinge, die aus Not und Angst vor dem Tod nach Deutschland flüchten. Er wirbt um Verständnis für sie, so wie es der Klub sonst auch tut: Vor ein paar Wochen hatte der 1. FC Union seine Fans aufgerufen, an einer Mahnwache für Flüchtlinge teilzunehmen.
Am Abend vorher versammelten sich in Dresden 17.500 Menschen, um der Einladung von PEGIDA zum Weihnachtsliedersingen zu folgen:
Gemütlich wird es auch beim eigentlichen Singen nicht, weil ganz einfach kaum jemand mitsingt. Das christliche Abendland ist entweder nicht textsicher oder, und das ist wahrscheinlicher, es mag jetzt einfach nicht so gern O du Fröhliche singen, es mag lieber schimpfen.
Welch ein Kontrast!
Es gäbe noch viel dazu zu schreiben, heute möchte ich aber stattdessen die ersten drei Strophen eines Weihnachtsgedichts (oder Lied, wer vertont es?) von Tim Allgaier zitieren und euch frohe Weihnachten wünschen!
Kurz nach Weihnachten:
Drei politische Flüchtlinge am Mittelmeer,
fern von Bethlehem.
Ein Mensch ist illegal,
vom nahöstlichen Despoten zum Asylsuchenden gemacht.
Ziel: klamm heimliche Einwanderung.
Stille Nacht, eilige Nacht.Die Mutter: sehr jung, kürzer verheiratet als schwanger gewesen.
Der Vater: erklärt den Skandal mit Engeln…
Jeder denkt, sie brennen durch:
Das sittenwidrige Paar Provinzler,
dass das verbotene Kind bei den Tieren gebar,
erfahren im Umgang mit zwielichtigen Gestalten wie Schäfern und ausländischen Magiern.
Brave Maria.
Im Arm: illegal, allen egal
– der heruntergekommene Gott.Später wird er ‘von Nazareth’ genannt werden.
Er kommt von dort, ohne bisher dort gewesen zu sein.
Das Schicksal jeder zweiten Flüchtlings-Generation.
Geburtsort: Bethlehem
Wohnort: noch ungewiss.
Flucht ums Mittelmeer herum-
Muttersprachlich fremd aufwachsen im fremden Land.
Gastarbeiterkind, Migrationshintergrund
– der herum gekommene GottIhr solltet auch die weiteren Strophen lesen – hier bei Blue Eyed Believer
Auch Daniel Renz ist dieses zweierlei Singen aufgefallen oder ihr habt voneinander abgeschrieben 😉 http://www.daniel-renz.de/wordpress/wo-man-singt-da/
Ich finde es so eine gelungene Beobachtung!
Das Weihnachtslied ist hervorragend, ich danke für den Hinweis!