Der Papst predigt in Mücnhen

Heute morgen predigte Papst Benedikt XVI. in München. Ich bin mal wieder begeistert. Deshalb präsentiere ich euch hier meine Highlights aus der Predigt, sozusagen ein “Best-Of-Mix”. Wobei es mir schwer fiel, überhaupt etwas zu streichen, deshalb ist es immer noch recht lang – sorry. Aber es lohnt.
Los geht’s:

Liebe Schwestern und Brüder!

…Alle drei Lesungen [die wir gehört haben] sprechen von Gott als Zentrum der Wirklichkeit und als Zentrum unseres eigenen Lebens. … Sie wollen uns zu Gott hinführen und uns so auf den rechten Weg bringen. Mit dem Thema Gott ist aber das soziale Thema, unsere Verantwortung füreinander, für die Herrschaft von Gerechtigkeit und Liebe in der Welt verbunden. …

Die Nächstenliebe, die zuallererst Sorge um die Gerechtigkeit ist, ist der Prüfstein des Glaubens und der Gottesliebe. Jakobus nennt sie das„königliche Gesetz“. Er läßt darin das Lieblingswort Jesu durchblicken: das Königtum Gottes, die Herrschaft Gottes. Damit ist nicht irgendein Reich gemeint, das irgendwann einmal kommt, sondern daß Gott bestimmend werden muß für unser Leben und Handeln. Darum bitten wir, wenn wir sagen: Dein Reich komme; wir beten nicht um irgend etwas Entferntes, das wir selber gar nicht zu erleben wünschen. Wir beten vielmehr darum, daß jetzt Gottes Wille unseren Willen bestimme und so Gott in der Welt herrsche; darum also, daß Recht und Liebe entscheidend werden in der Ordnung der Welt. Eine solche Bitte richtet sich gewiß zuerst an Gott, aber sie rüttelt auch an unser eigenes Herz. Wollen wir das eigentlich? Leben wir in dieser Richtung?
Jakobus nennt das „königliche Gesetz“, das Gesetz von Gottes Königtum, zugleich Gesetz der Freiheit: Wenn alle von Gott her denken und leben, dann werden wir gleich, und dann werden wir frei, und dann entsteht die wahre Geschwisterlichkeit.
Wenn Jesaja in der ersten Lesung von Gott spricht, dann redet er zugleich vom Heil für die Leidenden, und wenn Jakobus von der sozialen Ordnung als dringlichem Ausdruck unseres Glaubens redet, dann spricht er ganz selbstverständlich von Gott, dessen Kinder wir sind.

Auch da [bei der Heilung eines Taubstummen durch Jesus] sind wieder die beiden Seiten des einen Themas da. Jesus wendet sich den Leidenden zu, denen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt sind. Er heilt sie und führt sie so in die Möglichkeit des Mitlebens und Mitentscheidens, in die Gleichheit und Brüderlichkeit ein. Das geht natürlich uns alle an: Jesus zeigt die Richtung unseres Tuns an.
Der ganze Vorgang hat aber noch eine tiefere Dimension. … Es gibt eine Schwerhörigkeit Gott gegenüber, an der wir gerade in dieser Zeit leiden. Wir können ihn einfach nicht mehr hören – zu viele andere Frequenzen haben wir im Ohr. Was über ihn gesagt wird, erscheint vorwissenschaftlich, nicht mehr in unsere Zeit passend. …
Durch den Glauben will Jesus uns an seinem Sehen Gottes, an seinem Hören und an seinem Reden mit dem Vater beteiligen. … Das Evangelium lädt uns ein, wieder zu erkennen, daß es bei uns ein Defizit in unserer Wahrnehmungsfähigkeit gibt – einen Mangel, den wir zunächst gar nicht als solchen spüren, weil ja alles andere sich durch seine Dringlichkeit und Einsichtigkeit empfiehlt; weil ja scheinbar alles normal weitergeht, auch wenn wir keine Ohren und Augen mehr für Gott haben und ohne ihn leben. …

Die katholische Kirche in Deutschland ist großartig durch ihre sozialen Aktivitäten, durch ihre Bereitschaft zu helfen, wo immer es not tut. … Dann und wann sagt aber ein afrikanischer Bischof: „Wenn ich in Deutschland soziale Projekte vorlege, finde ich sofort offene Türen. Aber wenn ich mit einem Evangelisierungsprojekt komme, stoße ich eher auf Zurückhaltung.“

Offenbar herrscht da doch bei manchen die Meinung, die sozialen Projekte müsse man mit höchster Dringlichkeit voranbringen; die Dinge mit Gott oder gar mit dem katholischen Glauben, die seien doch eher partikulär und nicht gar so wichtig. Und doch ist es gerade die Erfahrung dieser Bischöfe, daß die Evangelisierung vorausgehen muß; daß der Gott Jesu Christi bekannt, geglaubt, geliebt werden, die Herzen umkehren muß, damit auch die sozialen Dinge vorangehen; damit Versöhnung werde; damit zum Beispiel Aids wirklich von den tiefen Ursachen her bekämpft und die Kranken mit der nötigen Zuwendung und Liebe gepflegt werden können.

Das Soziale und das Evangelium sind nicht zu trennen. Wo wir den Menschen nur Kenntnisse bringen, Fertigkeiten, technisches Können und Gerät, bringen wir zu wenig. …

Die Völker Afrikas und Asiens bewundern zwar unsere technischen Leistungen und unsere Wissenschaft, aber sie erschrecken zugleich vor einer Art von Vernünftigkeit, die Gott total aus dem Blickfeld des Menschen ausgrenzt und dies für die höchste Art von Vernunft ansieht, die man auch ihren Kulturen aufdrängen will. Nicht im christlichen Glauben sehen sie die eigentliche Bedrohung ihrer Identität, sondern in der Verachtung Gottes und in dem Zynismus, der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht ansieht und Nutzen für zukünftige Erfolge der Forschung zum letzten ethischen Maßstab erhebt.
Liebe Freunde! Dieser Zynismus ist nicht die Art von Toleranz und kultureller Offenheit, auf die die Völker warten und die wir alle wünschen. Die Toleranz, die wir dringend brauchen, schließt die Ehrfurcht vor Gott ein – die Ehrfurcht vor dem, was anderen heilig ist. Diese Ehrfurcht vor dem Heiligen der anderen setzt voraus, daß wir selbst die Ehrfurcht vor Gott wieder lernen.
Diese Ehrfurcht kann in der westlichen Welt nur dann regeneriert werden, wenn der Glaube an Gott wieder wächst … Wir drängen diesen Glauben niemandem auf … Der Glaube kann nur in Freiheit geschehen. Aber die Freiheit der Menschen rufen wir an, sich für Gott aufzutun; ihn zu suchen; ihm Gehör zu schenken. …

Die Welt braucht Gott. Wir brauchen Gott. Welchen Gott? In der ersten Lesung sagt der Prophet zu einem unterdrückten Volk: Die Rache Gottes wird kommen. … Aber der Prophet selber sagt dann, worin diese Rache besteht: in der heilenden Güte Gottes. Die endgültige Auslegung des Prophetenwortes finden wir in dem, der am Kreuz gestorben ist – in Jesus, dem menschgewordenen Sohn Gottes. Seine „Rache“ ist das Kreuz: das Nein zur Gewalt, die „Liebe bis ans Ende“. Diesen Gott brauchen wir.
Wir verletzen nicht den Respekt vor anderen Religionen und Kulturen, die Ehrfurcht vor ihrem Glauben, wenn wir uns laut und eindeutig zu dem Gott bekennen, der der Gewalt sein Leiden entgegenstellt; der dem Bösen und seiner Macht gegenüber als Grenze und Überwindung sein Erbarmen aufrichtet.

Ihn bitten wir, daß er unter uns sei und daß er uns helfe, ihm glaubwürdige Zeugen zu sein. Amen.

Benedikt spricht über Themen, die mich zur Zeit (und schon länger) sehr beschäftigen: Mission, Reich Gottes, das “soziale Thema”, Asien und Afrika, unsere Gesellschaft…
Das find ich gut.

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Platte, Buch, DVD und Emerging Church

Habe gestern die wunderschöne Platte “far away trains passing by” von Ulrich Schnauss bekommen (bei ebay ersteigert), die Platte ziert mein Regal und die Musik werde ich bei der nächsten Gelegenheit als perfekten Hintergrund für Predigt oder Gebet spielen.

Heute kam dann noch der tolle “‘verloren’-in-Asien-Gefühl Film” Lost in Translation. Den habe ich bisher erst einmal gesehen, vor nun über zwei Jahren in Taiwan – in Englisch mit chinesischen Untertiteln. Besonders lustig fand ich die Szene in denen zwei Männer auf deutsch in der Sauna über das asiatische Essen reden ;-). Der Soundtrack ist natürlich auch Spitzenklasse…

Außerdem kam noch “Emerging Churches: Creating Christian Communities in Postmodern Cultures” von Gibbs und Bolger. Das ist ja laut Andrew Jones und vielen anderen “the best book yet on the emerging church”. Es wird also Zeit, dass ich das auch mal lese. Positiv ist auf jeden Fall der “Appendix A” mit den selbst erzählten Geschichten von 50 EC-Leitern und das ausführliche Register. Bin mal gespannt, wann ich zum Lesen komme, habe jetzt bald Prüfungen – wahrscheinlich werde ich es dann mit nach Kenia nehmen.

Ansonsten gibt’s mal wieder ne M.A.-Arbeit von der FTA über Emerging Church. Das Thema lautet “Amtskirche, Geistkirche und Emerging Church”. Die kritische Würdigung fand ich wirklich bedenkenswert (es ging v.a. um Autorität und Amt). Gut gefällt mir auch folgende Zwischen-Überschrift: “Gemeinschaften, die in der Postmoderne Jesus nachfolgen –
Versuch einer Definition von Emerging Church” – das trifft’s irgendwie.
Die Arbeit gibt’s hier als pdf. (via Danny)

Ach so, als ausführlichen Einstieg ins Thema Postmoderne und Emerging Church kann ich die erst beginnende Reihe dazu von Tobias empfehlen.
Hier der erste (nullte) Teil und Teil 3.

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101: 2006


Ich hab’s bisher noch nicht getan, also jetzt:
Frohes neues 2006!
Auf dem Bild seht ihr Taipei 101, das höchste Haus der Welt. Vor 2 Jahren habe ich direkt davor, auf der größten Silvesterparty Asiens (auf der fast kein Alkohol konsumiert wurde), gefeiert. Damals waren die oberen 97 Stockwerke des Taipei 101 noch nicht eröffnet. Damals gab es auch eine besondere Beleuchtung des 101, die aber noch nicht einmal mit der heutigen Standard-Beleuchtung mithalten kann. Damals war noch keine fette Bravia-Werbung zu sehen. Damals…
Der Bravia-Spot ist außerdem meine Werbung des Jahres. Was mich daran erinnert, dass ich dringend meine Jahrescharts mal veröffentlichen sollte. Morgen.
Ein Video vom 101-Feuerwerk gibt’s hier zu sehen.

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Die Maus in Tokyo

Durch die TEFs mit der Maus diesen Sommer bin ich wieder ein kleiner Maus-Fan geworden. Und Asien mag ich ja auch. Und Design-Zeugs auch manchmal. However, heute habe ich im auch ansonsten interessanten PingMag einen Artikel über Die Maus in Tokyo gefunden. Es gibt sogar eine tolle japanische Maus-Homepage. Cute.

maus-screenshot

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asian instant noodle soups

Hier in Tabor werden wir ja gut mit Essen versorgt. Das heißt wir müssen uns höchstens etwas für den kleinen Hunger zwischendurch oder abends kaufen. Das eindeutig beliebteste sind Thai-Suppen (oder Instant Nudeln oder…) aus Asia-Shops. Billig und lecker.
Gestern habe ich einen Blog gefunden, der nur aus Nudelsuppen-Testberichten besteht: asian instant noodle soups. Eine gute Sache das. Lecker.

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